OVkW (obligatorische Vereinskaderweiterbildung)



Strom fürs Herz

Appenzellischer Samariterverband bildet automatische Defibrillation aus


TEUFEN. Die Vereinskaderweiterbildung des Samariterverbandes beider Appenzell fand zum Thema Herzlungenwiederbelebung mit automatischer Defibrillation statt. Damit wird die Basis für die der Anwendung von Defibrillationsgeräten durch die appenzellischen Samaritervereine gelegt und die Laienrettungsmassnahmen beim Herzstillstand erfahren eine Erweiterung.

Die Vereinskaderweiterbildung ist für die technischen Leiter sowie Kursleiter der appenzellischen Samaritervereine obligatorisch. Dies gewährleistet eine direkte und lückenlose Fortbildung der ehrenamtlich tätigen Ausbilder in Erster Hilfe. Verbandspräsident Thomas Brocker sowie der Chef der technischen Kommission, Andreas Weigele, begrüssten zur aktuellen Thematik der automatischen externen Defibrillation (AED) 38 Teilnehmer, wobei sich auch fünf Samariterkader aus den Nachbarverbänden Thurgau und Zug darunter befanden. Mittels Referat wurde dem aufmerksamen Publikum eine Vertiefung der anatomisch-physiologischen Kenntnisse des Herzens geboten sowie Anwendungsleitlinien von Defibrillationsgeräten vermittelt. Dominik Zimmermann, dipl. Rettungssanitäter HF am Kantonsspital St. Gallen, ging dabei auch auf Sicherheitsaspekte und rechtliche Fragen ein. Anschliessend folgte ein Praxistraining mit Übungsgelegenheiten zum Umgang mit den Geräten sowie Erlangung von Routine in deren Anwendung. Anhand von Fallbeispielen wurden auch kritische Situationen geübt und eine theoretische sowie praktische Prüfung abgelegt.

Unterbruch des Kammerflimmerns
Bei einem Herz-Kreislaufstillstand eines erwachsenen Menschen flimmert das Herz in den meisten Fällen einige Minuten lang. Beim so genannten Kammerflimmern kontrahieren sich nur einige Areale des Herzens in hoher Frequenz, was zu einer ungenügend Pumpleistung führt. Damit bricht die Sauerstoffversorgung lebenswichtiger Organe wie Gehirn und Lungen zusammen Zur Behebung des lebensgefährlichen Zustandes des hochfrequenten Herzflimmerns wird ein gezielter Stromstoss von 150 bis 360 Joule abgegeben, um die elektrische Erregungsleitung des Herzens wieder in einen regulären Rhythmus zu überführen. Dazu werden von Laien automatische externe Defibrillationsgeräte eingesetzt, die die Herztätigkeit automatisch analysieren und dem Anwender akustisch die nötigen Handlungsschritte vorgeben. Für den Ersthelfer gilt es, bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand rasch den Rettungsdienst zu alarmieren und damit für professionelle Hilfe zu sorgen. Bis zu deren Eintreffen ist die Aufrechterhaltung eines Minimalkreislaufes beim Patienten unerlässlich, da schon nach wenigen Minuten Hirnschädigungen durch mangelnde Sauerstoffzufuhr auftreten können.

Vorgehen nach ABCD-Schema
Im Ernstfall erfolgen die lebensrettenden Sofortmassnahmen nach dem ABCD-Schema. Der erste Schritt heisst „Atemwege frei machen“. Danach folgt die Beatmung, sofern keine spontanen Lebenszeichen festzustellen sind. Nach erneuter Kontrolle werden die Herz-Kompressionen eingeleitet. Bei vorhandenem Defibrillationsgerät wird dieses mittels Paddels an den Patienten angeschlossen und eine Analyse der Herzstromkurve automatisch vorgenommen. Bei Vorliegen eines Herzkammerflimmerns empfiehlt das Gerät die Abgabe eines Elektroschocks, welcher durch den Ersthelfer ausgelöst werden muss. Hierbei ist der Anwender für die Sicherheit von Personen, die den Patienten allenfalls berühren könnten, verantwortlich. Auch weitere Gefahren der Defibrillation in nasser Umgebung, bei explosiven Stoffen oder implantierten Herzschrittmachern werden in der Ausbildung behandelt und müssen im Ernstfall vom Helfer berücksichtig werden. Trotz Anwendung von Defibrillationsgeräten bleibt die sachgerechte Durchführung der Herzlungenwiederbelebung mit Herzkompressionen und Beatmung des Patienten unerlässlich.

AED-Schulungen
Die Nachfrage nach Ausbildungsangeboten durch Firmen und Privatpersonen steigt. Die Durchführung der automatischen externen Defibrillation (AED) ist durch medizinische Laien möglich, erfordert aber eine profunde Schulung, um in der Praxis mit der nötigen Routine und Gewährleistung maximaler Sicherheit vorgehen zu können. Bereits nächstes Jahr bildet der Samariterverband beider Appenzell seine technischen Vereinskader zu AED-Lehrern aus, womit für die Mitglieder von Samaritervereinen und weitere Interessierte Kurse in AED angeboten werden können. Ebenfalls im nächsten Jahr wird die automatische Defibrillation in die bestehenden Herz-Lungen-Wiederbelebungskurse (CPR) des Schweiz. Samariterbundes integriert. Damit bleiben die Samariter als Markführer in der Erste-Hilfe-Ausbildung für Laien am Puls des rettungsmedizinischen Fortschritts.

Weitere Informationen zu Kursen, Ausbildungen und Erste Hilfe-Tipps sind unter www.samariter-appenzell.ch erhältlich.

Mathias Egger
Kommunikations- und Medienverantwortlicher
Samariterverband beider Appenzell
(15.06.08)

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