Appenzeller Zeitung vom 16. September 2016
«Ein aufgeschlagenes Knie, wie kann ich helfen?» Erstmals werden im Appenzellerland Schulsamariter in Erster Hilfe ausgebildet. Das Los musste entscheiden.
ANDY LEHMANN
Mit dem Ziel, Schülerinnen und Schüler der Mittel- und Oberstufen in Erster Hilfe auszubilden, hat der Schweizerische Samariterbund (SSB) in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Rettungsflugwacht (Rega) das Projekt «Schulsamariter» lanciert. Mitmachen können alle Schulen in der Schweiz. Die Ausbildung ist stufengerecht aufgebaut und dauert im ersten Jahr 14 Stunden. Der Lehrgang wird mit einem Diplom sowie der temporären Gönnerschaft bei der Rega belohnt. Für die Oberstufenschüler ist zudem der Nothilfe- (obligatorisch für den Fahrausweis) und Reanimationsausweis (BLS-AED) mit dabei. Als Weiterbildung gibt es für die Schulsamariter in der Folge pro Jahr fünf Kurse. Diese dauern je 1,5 Stunden.
Sozialkompetenz und Verantwortung stärken Kürzlich führte die Feuerwehr Speicher für die Schülerinnen und Schüler einen Tag zum Thema Feuer durch. Der dorfeigene Samariterverein ist sehr aktiv und beteiligte sich am Feuerwehrtag. Claudia Bischof, Kursleiterin und Samariterlehrerin, führte dabei den Samariter-Workshop. «Wir wollten zeigen, dass auch die Alarmsamariter aus dem örtlichen Samariterverein bei einem Brand vor Ort sind. Die Kinder waren sehr an unserer Arbeit interessiert und lernten, wie wichtig Erste-Hilfe-Massnahmen sind», sagt Bischof. Als sie vom Schulsamariterprojekt erfuhr, nahm sie mit Regula Inauen, Schulleiterin Sekundarschule, Kontakt auf. Sie waren sich rasch einig, dass dies eine gute Sache sei, und holten gemeinsam mit den Lehrpersonen das Schulsamariterprojekt nach Speicher.
«Wir möchten die Sozialkompetenz und das Verantwortungsbewusstsein der Kinder fördern und stärken», sagt Regula Inauen. Die Schulleiterin ist erfreut und auch etwas stolz, dass Speicher im Kanton eine Vorreiterrolle einnimmt. Künftig werden die Schulsamariter auf dem Pausenplatz im Einsatz sein. Auch am Sporttag und anderen kleinen Anlässen bietet sich die Möglichkeit für sie, ihr Können unter Beweis zu stellen. In der Schule in Speicher wird die Lehrergarderobe zukünftig auch als Samariterposten genutzt.
E-Learning-Kurs und Fallbeispiele Der Schulsamariterlehrgang wurde an der Mittel- und Oberstufe vorgestellt und danach ausgeschrieben. Dabei waren an der Oberstufe zwölf Plätze zu vergeben. 60 Schülerinnen und Schüler meldeten sich, und das Los musste letztlich entscheiden. Die Kinder unterzeichneten eine Vereinbarung, dass sie über einen festgelegten Zeitraum als Schulsamariter tätig sind. «Dass sich so viele Kinder melden, hätten wir nicht gedacht, zumal sie die Hälfte der Ausbildungs in ihrer Freizeit machen müssen», sagt Regula Inauen.
Der Dienstag- und Mittwochnachmittag wird derzeit für die Samariterschulung genutzt. Bevor die Kinder gemeinsam in der Gruppe lernen können, müssen sie zu Hause am Computer zuerst den E-Learning-Kurs absolvieren. Am Mittwoch sind die Oberstufenschüler im Schulhaus an der Arbeit. Kursleiterin Claudia Bischof wird von einer Samariterkollegin unterstützt. «Die Arbeit mit Jugendlichen macht Freude. Ich gebe gerne mein Wissen weiter. Die Kinder sind motiviert und machen rasch erkennbare Fortschritte», so Bischof.
Die Jugendlichen werden an einem Kursnachmittag immer in Theorie und Praxis ausgebildet. Geübt wird mit gestellten Unfallszenen und Fallbeispielen. «Die Schulsamariter erfahren viel Wissenswertes über Erste Hilfe, können Massnahmen anwenden und weitere Unterstützung anfordern», sagt die Kursleiterin.
Weitere Infos zum Projekt: Michael Gsell, Beauftragter für Jugendarbeit, Samariterverband AR/AI, jugend@samariter-appenzell.ch
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Lehrergarderobe wird Schulsamariterposten An einer Puppe üben die angehenden Schulsamariter die fachgerechte Reanimation. Bild: Andy Lehmann ()
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